Tastsinn

Berührung hat Gedächtnis! John Keats, englischer Dichter

 

Unser Tastsinn ist vor allem an Gesicht, Hand und Zunge gekoppelt. In unserer Haut haben wir dort die größte Dichte der vier verschiedenen Tast-Körperchen. Oft haben wir auch das Gefühl, dass unsere Hände wie „Tastaugen“ sind. Aber auch unser Gesicht bemerkt jeden Luftzug, jede Temperaturschwankung. Über die Sensorik unserer Gesichtshaut sind wir ein feines Tastorgan für das Klima, die Stimmung, für das Wetter.

Ein Wort für…

weich (deutsch) • soft (engl.) • i butë (albanisch) • naeim  (arabisch) • doux (frz.) • morbido (ital.) • macio (portg.) • nerm (kurdisch)

1. Fundstücke ertasten – eine Spürübung

Da wir das meiste über unsere Augen wahrnehmen, ist dieses Kapitel für das Spüren und Tasten geschrieben. Mit einer Schatzkiste aus gesammelten, gefundenen Naturmaterialien haben wir eine „Spürübung“ gemacht.

Zwei Teilnehmende schließen sich zu einem Team zusammen. Der/die Eine hat die Augen geschlossen und die/der andere gibt ihm ein „Fundstück“ in die Hand. Das können Samen sein, Stoffe wie Wolle, oder etwas Stacheliges wie eine Edelkastanie. Eine Muschel, ein Stein oder sogar mal ein „falscher“ Käfer wie ein Kronkorken. Es ist eine Entdeckungsreise für die Kinder (und auch Erwachsene), die dadurch sich wieder auf ihren Tastsinn, ihre Vorstellung und auch auf den anderen einlassen. Es ist also auch eine Vertrauensübung.

Nach meiner Erfahrung ist nach einer solchen Übung wieder Raum für Aufmerksamkeit wieder da und die Kinder sind um einen Sinneseindruck und eine „Mutprobe“ bereichert.

  Eine Berührung vermittelt, was nicht gesagt werden kann. Marty Rubin, Schriftsteller 

2. Mit den Händen zeichnen

 Eine schöne Übung für viele Kinder ist das Zeichnen auf dem Rücken des anderen Kindes . Es wird z.B. gezeigt, wie man einen Hasen zeichnet. Zwei lange Ohren, ein Kopf, Schnurbarthaare, den restlichen Körper etc. Die Kinder wechseln sich ab, sie können auch mal etwas anderes zeichnen, wichtig ist, dass sie ins „Spüren“ kommen und versuchen zu erraten, was der andere darstellen möchte.

3. Saatgut sammeln

Das Sammeln weckt auch Empathie für Tiere. Eichhörnchen sammeln Vorräte, manchmal an drei verschiedenen Quartieren. Vorräte sammeln ist vorausschauendes Handeln für die kargere Winterzeit. Saatgut von Pflanzen ist Nahrung für Vögel. Oft ist die „Verpackung“ ein Schutz, um das Samenkorn zu schützen. Sammeln kann auch offen und absichtslos sein, wir schauen, was uns „zu-fällt“.

Wenn der Sinn von Saat/Sammeln klar wird, läßt sich auch leichter vermitteln, dass man aus verblühten Pflanzen wieder Saatgut gewinnen kann. Naturkreisläufe lassen sich so anschaulich erleben.

Wie unterschiedlich Saatgut sein kann, zeigen wir in einem Extra-Kapitel „Saatgut“.

„Wovon wollen wir leben, wenn wir nicht beizeiten sammeln? 
“ Heinrich von Kleist